Ein Gespräch mit Kilian Kada von kadawittfeldarchitektur über das Bauen als kultureller Beitrag und den Stellenwert des Interior Designs.
Herr Kada, die Arbeit von kadawittfeldarchitektur umfasst vielfältige Architekturprojekte. Ein verbindendes Element liegt in Ihrer Form des „dialogischen Arbeitens“. Was bedeutet dies für den Umgang mit Projektpartnern und Öffentlichkeit?
Wir verstehen uns nicht nur als Architekten, sondern als Architekturvermittler. Bauen und Architektur müssen als kultureller Beitrag verstanden werden. Wir Architekten sind mit in der Pflicht, dies zu vermitteln. Jeder kultureller Beitrag sollte im Dialog entwickelt werden. Der Dialog ist das Instrument des moderierenden Architekten, um das gesamte Team, den Bauherrn, den Nutzer, die städtischen Vertreter und Behörden einzuschwören auf ein gemeinsames Konzept, auf die Kraft der Qualität, die dem Bauvorhaben innewohnen kann. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, bedeutet das Qualitätssicherung und Akzeptanz.
Ihre Kindertagesstätte für die Beiersdorf AG erhielt als eines der ersten Projekte dieses Typs die Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Welchen Stellenwert hat dieses Thema, auch im Verhältnis zu sich wandelnden Lebensvorstellungen?
Nachhaltig zu handeln ist eine Selbstverständlichkeit für jeden, der an seiner Zukunft und an der seiner Nachfahren interessiert ist. Das Gold-Zertifikat zeigt, dass der Architekt seine Hausaufgaben gemacht hat; der Anspruch an eine Gestaltung, die gelungen und damit zeitlos und beständig ist, geht darüber hinaus. Die Zertifizierung betrachtet auch den Lebenszyklus eines Gebäudes, zugleich sind künftige Lebensvorstellungen nicht immer leicht vorauszusagen. In den letzten Jahrzehnten ist z.B. der Wohnflächenbedarf pro Person stark angestiegen, obwohl unser Schreibtisch kleiner, das Bücherregal papierloser geworden und unser Bewusstsein sensibilisiert ist. Voraussetzung für gute Architektur ist, dass der Architekt die Bedürfnisse des Nutzers versteht und auch seine Entwicklungspotentiale.
Welche Rolle spielt für Sie die Durchgestaltung eines Projekts bis in das Interior Design?
Als Architekten interessieren uns die Schnittstellen zwischen Interior Design und Architektur naturgemäß sehr. Der Trend zur räumlichen Auflösung des Innenraums – vom Zellen- zum Großraumbüro oder von der x-Zimmer-Wohnung zur fließenden Wohnlandschaft – verändert das Tätigkeitsfeld von Architekten und Innenarchitekten maßgeblich. Die Disziplin der Innenarchitektur wird mehr und mehr zum Architekturthema. Äußere und innere Gestalt eines Gebäudes sind konzeptionell idealerweise nicht zu trennen. Daher ist der Dialog zwischen beiden Disziplinen unerlässlich. Ein Haus braucht nicht nur ein ansprechendes Äußeres, sondern auch den passenden inneren Maßanzug, der sich gut anfühlen muss. Da spielen stoffliche, farbliche oder lichtatmosphärische, ja beinahe szenografische Aspekte eine Rolle.
Sie haben in diesem Zusammenhang den Geschäftsbereich kadawittfeldconsult gegründet. Welcher Gedanke steht dahinter?
Mit zunehmender Digitalisierung und der dadurch bedingten Mobilität gewinnt der tatsächliche, physisch erlebbare Ort umso mehr an Bedeutung. Reale Kommunikation braucht Begegnung und damit Raum für den informellen Austausch, Zonierungen in den immer flexibler werdenden Grundrissflächen. Die Sparte Interior, der wir uns mit dem eigenständigen Geschäftsbereich kadawittfeldconsult widmen, möchten wir in der gesamten Bandbreite weiter ausbauen. Das Leistungsprofil von kadawittfeldconsult reicht von der Bedarfsermittlung über Einrichtungsplanung, Produktdesign, Büroorganisationsplanung bis hin zur Leit- und Orientierungsplanung innerhalb von Gebäuden. Die Chancen bestehen darin, die Barrieren zwischen den beiden Branchen weiter aufzubrechen und viel enger im Dialog zusammenzuarbeiten.
Profile
Kilian Kada ist Partner im Büro kadawittfeldarchitektur, das 1999 in Aachen von Klaus Kada und Gerhard Wittfeld gegründet wurde. Die Arbeit des Büros mit mittlerweile mehr als 100 Mitarbeitern wird geprägt durch einen dialogischen und interdisziplinären Ansatz, der Architektur, Innenarchitektur und Design sowie unterschiedliche kulturelle Disziplinen verbindet. Schwerpunkte des vielfach ausgezeichneten Werks von kadawittfeldarchitektur liegen u.a. bei Wohn- und Bürobauten, Messeprojekten und Museen wie der neuen Grimmwelt in Kassel.